Der Begriff der Achtsamkeit hat schon seit Jahren den Klang nach Esoterik verloren, den man ihm früher gern zuschrieb. In vielen großen und internationalen Unternehmen gehört die Achtsamkeit längst zur Führungskräfteausbildung. Die Vorteile einer achtsamen Führung und des achtsamen Verhaltens überhaupt sind mittlerweile in zahlreichen, ernsthaften Studien belegt worden. Dabei kann die bekannte englische Übersetzung in Mindfulness ein wenig in die Irre führen. Tatsächlich ist bei Mindfulness grade ein ruhiger und nicht ein voller, im Sinne von überreizter, Geist gemeint. Bei der Achtsamkeit geht es um die wohlwollende Ausrichtung der auf das Gegenwärtige. Um das Präsent-Sein. Zum Beispiel bei der intensiven Wahrnehmung des Moments, ohne sich zu sehr von automatischen Einschätzungen oder Bewertungen des Verstandes ablenken zu lassen. Man nimmt sie wahr, folgt ihnen aber bewusst nicht. Diese Art der Fokussierung ist für viele anfänglich ungewohnt. Gerade Führungskräfte sind häufig darauf trainiert, in einer Situation möglichst schnell zu handlungsleitenden Schlüssen zu gelangen. Doch die Erfahrung nach einigem Training für den Bewusstseinszustand der Achtsamkeit zeigt den Wert dieser Haltung in vielen Situationen.
Auswirkungen von Achtsamkeit
Die achtsame Wahrnehmung von Sinneseindrücken, Emotionen, Reaktionen und dem tatsächlichen Geschehen z.B. in einem Mitarbeitergespräch, einer Besprechung oder in der Entscheidungsfindung reduziert nicht nur das persönliche Stresslevel und erhöht die eigene Resilienz. Das ist nur ein Aspekt, der leider oft genug im betrieblichen Gesundheitsmanagement ein milde geduldetes Dasein fristet. Darüber hinaus aber führt die Achtsamkeit zu messbar mehr Produktivität, Effektivität, Kreativität und Innovationskraft im Unternehmen, auch zu mehr Empathie und Sozialkompetenz und erlaubt in kritischen Situationen mehr Fokussierung. Die wachsende Empathie mit Kolleginnen und Kollegen senkt nicht etwa, wie oft befürchtet, die Fähigkeit zur neutralen Einschätzung. Vielmehr erlaubt es diese Haltung, eine Begegnung mit weniger Voreingenommenheit und der Chance auf Co-Kreativität zu gestalten. Achtsamkeit erlernt sich zwar nicht von heute auf morgen. Ähnlich wie der Prozess der Culture Change im Unternehmen nimmt das Angewöhnen dieser Haltung etwas Zeit in Anspruch, kann aber mit einfachen, leicht erlernbaren Übungen schnell in den Arbeitsalltag integriert werden.